Fichtenberg (Druckversion)

Tafeln nach alter Väter Sitte

Nach der Fichtenberger Krone und dem Hirsch in Mittelrot war am Sonntag der Adler in der Ortsmittel von Fichtenberg die dritte und letzte Station der Wirtshausrunde. Bereits seit 1995 betreiben Spyro und Morfo Lyberiou die Gastwirtschaft. Ob griechische, schwäbische, internationale oder historische Gerichte, sie können alles und kochen und servieren , was ihre hungrige Gäste wünschen. Inzwischen sind sie Sie Einheimische geworden, fühlen sich hier wohl, gut aufgenommen und machen bei allen Aktionen mit. Als historisches Gericht hatten sie sich Kutteln mit Bratkartoffeln ausgedacht. Kutteln, eigentlich als schwäbisches Arme-Leute-Essen bekannt, hatte auch schon Mama Lyberiou auf der griechischen Ägäis-Insel Euböa ihren Kindern vorgesetzt. Weil Innereien vom Rind aber nicht Jedermanns Sache sind, waren Weckknöpfle und Kartoffelsalat die herzhaft-schwäbische Alternative, und das feine Schneeomelette als Nachtisch das Tüpfelchen auf dem i.

Alle drei Veranstaltungen der Reihe "Fichtenberg und Mittelrot kochen historisch"  waren komplett ausgebucht. Ob Heimatbuch, Nachtwächter-Rundgang oder kulinarische Reise, was Birgit Bayer und Ingeborg Ockert anpacken, das gelingt. Ihr nächster Coup ist der "Häuserweg", der im April eingeweiht wird. Für sie bedeutet das Archive durchstöbern, Zahlen und Fakten recherchieren, oder wie im Fall der Kochgeschichten alte Rezepte studieren. Allein schon die Tischkarten im Adler mit der Historie des Hauses, alten Schriften und der Kopie einer mehr als hundert Jahre alten Rechnung stellen eine Meisterleistung dar. Für die Begrüßung hatte Ingeborg Ockert sogar ein paar Sätze in Griechisch aufgeschrieben und vorgetragen. "Wir danken von Herzen, dass wir hier in friedlicher, dörflicher Gemeinschaft zusammenkommen dürfen", übersetzte sie. Und dem Dank schlossen sich die 55 Gäste gerne und applaudierend an. Dass die Gastwirtsfamilien mitgemacht und sich mit eigenen Ideen so engagiert eingebracht hatten, war für die beiden Frauen eine zusätzliche Bestätigung ihrer großartigen Arbeit.

Vom Chaudeau im "Hirsch" in Mittelrot, im Schwäbischen gern Schottosoße genannt, schwärmen die Gäste noch nach Tagen. Die köstliche Weinschaumcreme, die in Frankreich eine traditionelle Hochzeitsspeise gewesen sein soll, ist ihnen besonders eindrücklich in Erinnerung geblieben. Sehr liebevoll hatte Familie Kühnle ihre Gasträume dekoriert, und sämtliche Familienmitglieder waren im Einsatz, um ein schwäbisch-historisches Menü auf die Tische zu bringen. Gemüsesuppe, Siedfleisch, Meerrettich, Kartoffeln, dazu süß-saure Gurken und Rote Beete hatten schon die Ur- und Ururgroßeltern dort zu speisen gepflegt. Da blieb auch im Hause Miola die Küche kalt. Der Bürgermeister zeigte sich glücklich und sogar ein bisschen stolz, dass die Bürger in und um Fichtenberg herum alle Angebote annehmen und das Jubiläumsjahr so prima angelaufen ist.

Fichtenberg und Mittelrot kochen historisch

Fichtenberg und Mittelrot kochen historisch
Rückblick historisches Essen im Gasthaus Krone

Weitere historische Veranstaltung im Rahmen der 1200 Jahr-Feier der Gemeinde Fichtenberg wieder sehr gut besucht. Im Rahmen der 1200 Jahr-Feier der Gemeinde Fichtenberg mit zahlreichen Themenschwerpunkten, die bisher von der Bevölkerung hervorragend angenommen und eine gute Resonanz erfahren hatten, war auch die erste Veranstaltung der dreiteiligen kulinarischen Themenreihe wieder ein voller Erfolg. Unter der bestens vorbereiteten  Organisation von Birgit Bayer und Ingeborg Ockert  und hervorragender Arbeit des Küchenteams der Familie Fritz vom Gasthof „Krone“ in Fichtenberg wurden der über 90 köpfigen Besucherzahl ein äußerst schmackhaftes „historisches Menü“ serviert. Vor dem Kredenzen des altehrwürdigen Menüs mit allerdings frischen Zutaten aus der einheimischen Küche stellten Birgit Bayer und Ingeborg Ockert, den Hintergrund dieses kulinarischen Programmpunktes in launigen Worten vor. Die den zahlreichen Gästen zusammengestellte Menüfolge stammte im Original aus dem Jahre 1898 als der schwäbische Frauenverein  aus Stuttgart auszog um der Landbevölkerung auch in kulinarischer Hinsicht „Kultur“ beizubringen.

Der im Jahr 1873 gegründete schwäbische Frauenverein machte es sich u.a. zur Aufgabe den Frauen Bildung in und um Stuttgart sowie auf dem Lande nahe zu bringen. Daher bot dieser Wanderverein auch sogenannte „Wanderkochkurse“ auf dem Lande an, die in der Regel 6 Wochen andauerten. Im Jahre 1898 war dann auch die Gemeinde Fichtenberg an der Reihe und es wurde in der schon damals heimischen Tageszeitung „DER KOCHERBOTE“ für diese Wanderkochkurse geworben. B. Bayer und I. Ockert fanden schriftliche Nachweise in welcher auch die Örtlichkeiten dieses Kurses benannt wurden. Die eigentlichen Kurse fanden in der Ortsmitte im damals dort im Waschhaus des Pfarrhauses statt.  6 Wochen übten und kochten und schlemmten sicherlich auch die Frauen auf dem Lande unter der Anleitung der „Experten“ ehe es dann galt noch eine Abschluss-Prüfung abzulegen. Diese fand dann im schon damals an gleicher Stelle befindlichen Gasthof Krone in Fichtenberg statt. Über das Ergebnis und evtl. „Sitzenbleibern“ ist in der Chronik nichts berichtet …..

Nach diesen einleitenden und Appetit machenden Worten der beiden Organisatoren ließen sich die Gäste das nachfolgend beschriebene und hervorragende,  optisch äußerst gelungene Menü munden:

  • Riebelesuppe mit frischem Schnittlauch (aus Spätzlesteig)
  • Fleischküchle mit Bayrisch Kraut und Kartoffeln aus eigenem Anbau
  • Dessert vom Büffet:
  • Eierhaber ( zerkleinerter Pfannkuchen) mit Apfel- Kirsch und Pflaumenkompott
  • Ofenschlupfer aus dem Backofen mit Vanillesoße

Im Rahmen der 1200 Jahr-Feier der Gemeinde Fichtenberg finden unter diesem Themenschwerpunkt noch 2 weitere ähnliche Veranstaltungen statt. Die nächsten Veranstaltungen zum Thema Fichtenberg und Mittelrot kochen historisch finden wie folgt statt:

  • 21.02.2016, 11:45 Uhr: Gasthaus Hirsch, Familie Kühnle
  • 28.02.2016: 11:45 Uhr: Gasthaus Adler, Familie Lyberiou

Beide Veranstaltungen sind bereits ausgebucht
Karl-Heinz Weller

Fichtenberg und Mittelrot kocht historisch

1200-Jahr-Feier – Monatsveranstaltung „Fichtenberg und Mittelrot kocht historisch“

Diese Kurse standen um 1900 unter dem Protektorat (heute Schirmherrschaft)Ihrer Majestät Königin Charlotte von Württemberg. Ziel dieser sechswöchigen Kochkurse war, dass die jungen Frauen in den ländlichen Regionen kochen lernten. Auch die  Gemeindeverwaltung in  Fichtenberg zeigte damals großes Interesse für solche Wanderkochkurse und setzte sich für die Abhaltung dieser Kochkurse ein. Durch Anzeigen im Kocherboten wurde zur Teilnahme aufgerufen. Die Kochlehrerinnen wurden von Stuttgart entsandt. Von 1898 und 1924 liegen in unserem Archiv zahlreiche Dokumente über diese Kochkurse vor. Es handelt sich um Einladungsschreiben, Listen für die Einkäufe, Namen der Teilnehmerinnen, sowie Rechnungen. Der schönste Fund unter diesen Dokumenten ist ein in akkurater Kurrentschrift verfasster Speisezettel vom November und Dezember 1898. Beeindruckend ist die Vielfalt der Gerichte. Die dazu verwendeten Zutaten stammten zum großen Teil aus heimischen Gärten. Das Augenmerk wurde auch auf eine gesunde Ernährung gerichtet. Dankenswerterweise haben sich die hiesigen Gaststätten dazu bereiterklärt,  an drei Sonntagen je zwei Gerichte aus diesem Speiseplan nach zu kochen und anzubieten. Dadurch haben Sie noch einmal die Gelegenheit in den Genuss dieser Speisen zu kommen. Herzliche Einladung dazu.

http://www.fichtenberg.de//gemeinde-fichtenberg/1200-jahre-fichtenberg/veranstaltungen/februar