Fichtenberg (Druckversion)

Nachtwächterführung am 15.01.2016

Anfänge
Bereits im Jahre 1834 stand in einer hiesigen Polizeiverwaltungsakte: „ mit den Dienstleistungen der Nachtwächter hat man Ursache, zufrieden zu sein." 1847 werden namentlich die Wächter Kuhn und Traub benannt, im Jahr 1865 teilen sich Jakob Börreth sen. und jun, beides Schuhmacher die Stelle. Sie erhielten eine Besoldung von 12 Kreuzer pro Nacht.

Rufe und Rufplätze werden bekannt
Von diesen beiden Personen erfuhren wir, dass ihnen beim nächtlichen Ausrufen der Stunden die „Treue zu den christlichen Gedenksprüchen abhanden gekommen sind." Der damalige Pfarrer Ludwig Wullen benennt nun diese Rufe neu. Hinter jedem Stundenruf wurde ein alt- oder neutestamentlicher Spruch angefügt. Der Gemeinderat bestimmt 1896 wegen erneuter Schlamperei im Wachdienst fünf neue Rufplätze. Diese befinden sich „vor Herolds Haus" (heute Adler) „am Brunnen vor Schwartz Haus" (heute Anwesen Wahl), Hauptstraße „vor Wörner Schreiners Haus" (heute Markus und Birgit Wörner) „bei Mesner Kreuzberger" (heute Thomas und Gisela Weller) und „vor der Krone".

Tätigkeitsfeld
Unsere Wächter hatten darüber zu wachen, dass Bauern und Handwerker, Einheimische und Fremde friedlich schlafen konnten. Während ihrer Dienstzeit bewältigten sie vielfältige Aufgaben. Neben der Warnung der Fichtenberger Bürger vor Räubern und Dieben war der Nachtwächter auch eine Art Feuermelder. Die meisten Häuser wurden früher mit teilweise offenem Feuer beheizt. Durch Funkenflug oder Unachtsamkeit konnte daher schnell ein Brand entstehen, der aufgrund der engen Bauweise ganze Häuserreihen vernichten konnte. Unsere Nachwächter besaßen noch eine weitere Aufgabe. Sie erinnerten die „Wirtshaushocker" in den zahlreichen Fichtenberger Gaststuben, wann die Stunde geschlagen hat. Zudem spendeten sie mit den nächtlichen traditionellen Rufen Hoffnung und Trost.

Keine Nachtwächter während des Bahnbaues
Im Bahnstreckenbau 1876-1878 blieb die Nachtwächterstelle unbesetzt. Eine bessere Belohnung lockte dadurch. Das Dorf stellte aber fest, dass der Nachtwächterdienst doch fehlte und die Menschen auf die Zeitansage des Mannes in der Nacht angewiesen sind. Von 1880 bis zur Errichtung vom produzierten Mühlestrom 1909 sind Nachtwächter aufgezählt. 1904 wurde im Nachtwächterdienst wieder Schlamperei betrieben. Schultheiss Schließmann beschließt, eine Wächterkontrolluhr anzuschaffen und „fünf neue Kontrollstellen in der Weise einzurichten, dass der ganze Ort begangen werden muss." Nachweislich bestanden 1904 fünf nächtliche Kontrollstationen für den Nachtwächter: 1. bei Bahnwärter Maile (heute oberhalb des Feuerwehrgerätehauses), 2. am Schulhaus (heute Zahnarztpraxis Weissinger), 3. bei „Stern"-Wirt Riedel, 4. bei Georg Schneider (heute Familie Schneider/ Strack, Erlenhofer Straße) und 5. bei Gottlieb Eckard (heute Haus Familie Hochstadt).

Der Nachtwächter führte nun auf seinem Weg die Kontrolluhr von der „Stuttgarter Wächter-Controle-Uhren-Fabrik Anton Meyer’s Nachfolger" mit sich „Vom Prinzip her sind die meisten dieser Uhren ähnlich aufgebaut. Ein Papierstreifen mit einer Zeitskala wird von einem Uhrwerk bewegt. Wenn nun der (Nacht-)Wächter einen Kontrollgang unternimmt, stößt er auf seinem Weg auf Schlüsselkästchen. Den darin befindlichen Schlüssel steckt der Wächter in das Schlüsselloch der Kontrolluhr und dreht ihn um. Damit wird eine Vorrichtung ausgelöst, die eine Markierung (z. B. Stempel oder Ritzung) auf dem Papierstreifen hinterlässt. So ist klar, dass der Wächter zu einer vereinbarten Zeit an einer bestimmten Stelle war. Da sich jeder Schlüssel leicht von den anderen unterscheidet, wird die Markierung auch an einer von den anderen abweichenden Stelle hinterlassen, so dass eindeutig zu bestimmen ist, an welcher Stelle der Nachtwächter zu einer bestimmten Tages- oder Nachtzeit gewesen ist.

1909 wurde vom Mühlestrom die Elektrizität geliefert.

In den Jahren zuvor wurden an den Wirtshäusern Laternenstöcke errichtet. Zugleich wurde der Nachtwächter nun auch mit einer neuen Arbeit als Laternenanzünder vertraut gemacht.

Zum Abschluss der Führung bedankte sich Bürgermeister Miola bei Frau Birgit Bayer, Frau Ingeborg Ockert und Nachtwächter Ulrich Braxmaier, für die hervorragende und sehr informative Führung, bei der Familie Schneider für den „Kellerempfang" und bei den 122 Teilnehmern für ihre Teilnahme.

Nachfragen gibt es bereits für eine weitere Führung.

Konzert 1200-Jahre Sang und Klang am 30.1.2016

Ein Konzert zum Jubiläum ist nichts Außergewöhnliches. Wenn es aber um 1200 Jahre Ortsgeschichte geht, nimmt eine solche Veranstaltung einen besonderen Stellenwert ein. – So geschehen am vergangenen Samstag, an dem die musikalischen Vereine Fichtenbergs zu einem großen Konzert anlässlich des Ortsjubiläums in der Kilianskirche musizierten.

Wie die Nachtwächterführung fand auch diese konzertante Veranstaltung eine außergewöhnliche Resonanz in der Bevölkerung. Darüber freute sich die evangelische Kirchengemeinde besonders, die dieses Ereignis mitten im Dorf inszeniert hatte, wie es Pfarrerin Ursula Braxmaier bei der Begrüßung benannte. Musik und Gesang verschiedener Zeitepochen formten das Hörerlebnis im Kirchensaal, das visuell durch den Einzug eines Männerchores in Mönchskutten. Mystisches Gemurmel des „Mönchchores“ und sein gregorianischer Gesang führte zurück in dunkle Vergangenheit. Versöhnlich wohlklingend war der musikalische Auszug aus „Waldkircha“, den die Chormänner, die sich nur für dieses Konzert formiert haben, mit dem Musikverein vortrugen. Die Musiker beschlossen ihren Auftritt mit den pastoralen Klängen eines Kanons in D-Dur von Pachelbel. Mit leichten tänzerischen Chorsätzen umschrieb der Gesangverein das Liedgut zur Renaissance, das mit der lustigen Komposition zum „Floh“ des in Schwäbisch Hall geborenen Erasmus Widmann zur barocken Kirchenmusik überleitete. Die religiös geprägten Choräle, die der Kirchenchor harmonisch zu Gehör brachte, fanden in Bachs „Gloria“ einen Höhepunkt. Schnörkelig, wie der Baustil des barocken Zeitalters war auch die Musik der damaligen Zeit. Der Posaunenchor verdeutlichte diesen Musikstil gekonnt mit Vivaldis Sonate „I Preludio“, einem gemächlichen Rondo und Händels jubilierendem „Halleluja“. Dem Liederkranz Mittelrot gingen danach die volkstümlich melodiösen Lieder der erwachenden Romantik leicht über die Lippen. Harmonisch unterstützt vom E-Piano besangen sie wehmütig das englische Volkslied vom „Eschenhain“. Dem schwäbische Volkslied „Horch was kommt von draußen rein“ schickten die Sängerinnen und Sänger einen steirischen Jodler hinterher. Zur Orientierung durch Zeit- und Stilepochen moderierte Michaela Hamisi.

Beim gemeinsamen Abschluss des Konzerts mit „Nun ruhen alle Wälder“ durften sich die Gäste gesanglich beteiligen. Die sparten nicht am Beifall für die abwechslungsreichen Musiken, die die Chorleiter und Dirigenten, Hartmut Schreiber, Uwe Traub, Asuka Kuroyanagi-Santurri, Helmut Schreiber und Kristina Haid mit ihren Musikerinnen. Musikern, Sängerinnen und Sängern exzellent präsentierten. Einmal mehr begeisterten die Formationen durch ein musikalisch hohes Niveau. Leichter Regen konnte danach die Konzertgesellschaft nicht davon abhalten, neben der Kirche im Hof von Rainer Widmann in munterer Erwartung eines weiteren Konzerts am 27. Februar den Abend gesellig ausklingen zu lassen.

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