Fichtenberg (Druckversion)

Bürgerstiftung Fichtenberg - Vortragsreihe 2022

„Biber in Fichtenberg, fleißiger Baumeister an Still- und Fließgewässern“ war die Exkursion im Rahmen der Vortragsreihe der Bürgerstiftung überschrieben. Referent André Hohmann vom Amt für Natur- und Immissionsschutz im Landratsamt Hall, hatte sogar einen präparierten Biber als Anschauungsprojekt mitgebracht. Rund 35 Bürgerinnen und Bürger fanden sich zu abendlicher Stunde in der Rotaue nahe der Umgehungsstraße L 1066 ein. Ausgewiesen als Überschwemmungsgebiet, werden die Flächen kaum anderweitig genutzt. Solche Bedingungen liebt der Biber, niemand stört ihn hier. Der einfallsreiche Baumeister kann schalten und walten, wie es ihm gefällt. Das in diesem Bereich langsam fließende Gewässer kommt seinen Bedürfnissen entgegen. Und wo es zu flach ist, wird es aufgestaut. Biber sind in der späteren Dämmerung und des nachts aktiv. Angenagte Stämme, gefällte Äste, liegende Baumkronen, unterspülte Uferränder, Schneisen in der Böschung für den Aus- und Einstieg ins Wasser und ein kleiner Staudamm zeugen hier von seiner Arbeit. Die Eingänge zu ihren Wohnkesseln oder aufgetürmten Burgen sind nicht sichtbar. Sie liegen unter Wasser. Eine Biberfamilie besteht meist aus sechs bis acht Tieren. „600 bis 800 Biber leben im Landkreis Schwäbisch Hall“, schätzt Kreisökologe André Hohmann.

In früheren Zeiten wurde der Biber für sein Fell und sein Fleisch intensiv gejagt und galt ab Mitte des neunzehnten Jahrhunderts in Baden-Württemberg als ausgerottet. Erst seit den 1980er Jahren fand er seinen Weg über Flüsse aus Bayern, der Schweiz und Frankreich nach Baden-Württemberg zurück. Seit zwölf Jahren etwa ist er in der Region wieder aktiv und seit sechs, sieben Jahren hat sich er sich auch im Naturparkgebiet angesiedelt. Nicht immer bleiben Konflikte aus, wo Mensch und Biber aufeinandertreffen. Biber ernähren sich vegetarisch. Bäume, Sträucher, Kräuter, Wasserpflanzen dienen als Nahrung. Reicht eine landwirtschaftlich genutzte Fläche zu nahe an sein Revier heran, ist Ärger vorprogrammiert. Gebrochene Staudämme können Überschwemmungen verursachen, und ist nichts anderes da, dann machen sich die Nagetiere auch über die Früchte des Feldes her. Dank des landesweiten Bibermanagements besteht ein Netzwerk an Ansprechpartnern, die bei Problemen weiterhelfen. Der Biber steht unter Naturschutz. Er darf weder verletzt, noch getötet, noch in seinem Lebensumfeld gestört werden. Im Ökosystem erfüllt er wichtige Aufgaben. Er trägt zur Renaturierung von Flüssen und Bächen bei. Die von ihm gefällten Bäume sterben langsam ab und werden zu Totholz, wobei wertvoller Lebensraum für Fische, Käfer, Vögel und andere Tierarten entsteht.

http://www.fichtenberg.de//rathaus-gemeinderat/rathaus-aktuell